Reise nach Berlin

Als Elizabeth Shaw mit ihrem Mann, dem Maler, Grafiker und Bildhauer René Graetz, 1946 nach Berlin übersiedelte, war das für beide Künstler „ein romantisches Abenteuer“, denn beide sprachen kaum Deutsch. René Graetz wurde zwar in Berlin geboren, war aber seit seiner Kindheit nicht mehr in Deutschland, er hatte vor allem in der Schweiz, in Frankreich und später in England gelebt, nach Zwischenstationen in anderen Ländern. Der Neuanfang im Nachkriegsdeutschland stellte sie vor ungeahnte Herausforderungen. Ihre ersten Eindrücke und Erlebnisse bei der Ankunft in Berlin schilderte Shaw in der Karikatur „Reise nach Berlin“, eine Federzeichnung von 1946, die als Abfolge von Bildern in der Art historischer Bilderbögen angelegt ist. Shaws distanzierter Blick als Fremde auf den deutschen Alltag in Berlin ist mit einer Prise trockenen Humors gewürzt und nimmt – trotz aller Unbill der Zeit – dem Dargestellten das Entmutigende, gibt ihm etwas Leichtes.