Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri, eines der wichtigsten und komplexesten Werke der Weltliteratur, schildert in einhundert Gesängen die Reise des virtuellen Dante durch die drei Jenseitsreiche Inferno (Hölle), Purgatorio (Läuterungsberg) und Paradiso (das himmlische Paradies). Im ausgehenden 15. Jahrhundert, beinahe 200 Jahre nach der Entstehung der Commedia, unternahm Sandro Botticelli die ungeheure Aufgabe, diese poetische Vision des Universums vollständig mit Bildern zu versehen. […] Dabei sind Bild und Text nicht kombiniert, sondern sie nehmen, gleichberechtigt, jeweils eine ganze, eigene Seite ein. […] Die hauchzarten Silberstiftzeichnungen sind auf Pergament ausgeführt und größtenteils mit brauner Tusche nachgezogen, wobei zahlreiche Pentimenti vom künstlerischen Entstehungsprozess und einem Ringen um die adäquate Umsetzung des Wortes ins Bild Zeugnis geben. Einige wenige Blätter sind koloriert - unter ihnen zählt die Darstellung von Inferno XVIII zu den am weitesten ausgeführten Blättern.
[…] Die Erwerbung der 85 Zeichnungen für Berlin ist ein außerordentlicher Glücksfall der musealen Sammlungsgeschichte. Bereits 1854 hatte Gustav von Waagen sie in der Bibliothek der Herzöge von Hamilton in Schottland entdeckt. Als 1882 bekannt wurde, dass die Sammlung der Hamilton zum Verkauf geboten werden sollte, setzte sich Friedrich Lippmann, der damalige Direktor des Kupferstichkabinetts zusammen mit engagierten Freunden der Königlichen Museen für die Erwerbung ein.
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