Seit August 1909 verbrachten Wassily Kandinsky und seine Lebensgefährtin, die Malerin Gabriele Münter, jedes Jahr mehrere Monate in dem von ihr kurz zuvor erworbenen Haus in Murnau, das oberhalb des Murnauer Mooses lag. Dieses Haus, das einen weiten Blick auf das Wettersteingebirge bot, wurde von den Einheimischen bald „Russenhaus“ genannt. Für den von ihm betriebenen Prozess der malerischen Abstraktion bediente sich Kandinsky mehrfach aus dem Motivkreis dieser Landschaft des Voralpenraums. Zu dem Gemälde Landschaft mit Kirche inspirierte ihn der Blick auf die Marktgemeinde Murnau mit der exponiert auf einer Anhöhe liegenden, barocken Pfarrkirche St. Nikolaus. Die umliegenden Häuser, der nahe Hügel und die in der Ferne sichtbare Bergkette verwandelte Kandinsky in abstrahierte Farbformen, die gleichwohl an diese oberbayerische Landschaft erinnern. Kandinsky hat von diesem Gemälde eine motivisch nahezu identische, etwas intensiver leuchtende zweite Fassung gemalt, die sich heute im New Yorker Guggenheim Museum befindet. Kandinskys Blick auf Murnau befand sich kurz nach seiner Vollendung in der Münchener Privatsammlung des Dichters Karl Wolfskehl.
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