Letter from Albert Einstein to Elie Cartan - West Berlin - 26 April1932 (1)

BERLIN W. den 26. April 1932 HABERLANDSTR.5 Sehr geehrter Herr Cartan! Es hat mich tief berührt, dass Sie und Ihre Frau so schweres, tiefes Leid durchgemacht haben. Wie schwer zu ertragen muss das Leben erst für solche sein, deren Leben sich im Fersönlichen erschöpft und die keiner grossen, unpersönlichen Sache bis zum Selbstvergessen dienen können. Wie oft habe auch ich mich in die Befreiung durch objektiv gerichtete Beschäftigung gerettet! Mein Mitarbeiter, der treffliche Herr Dr. Mayer lässt Ihnen herzlich für Ihre Arbeit danken, die er mit mir zusammen mit grossem Genuss gelesen hat. Er sendet Ihnen unsere beiden Arbeiten über Elektrizität, die zweite in der Korrektur. Es sieht fast so aus, wie wenn wirklich etwas Gutes daran wäre… aber es gibt nur einen Weg der Wahrheit und unzählige des Irrens. In dem « degré d’arbitrair » kann ich immer noch nicht heistimmen. Um Ihnen mein Bedenken recht plastisch zu zeigen, nehme ich zwei Involutionssysteme vor, die sich nur durch das Weglassen einer Gleichung unterscheiden. Beide Systeme sind offenbar Involutions-Systeme, das zweite, weil es überhaupt (bei allgemeiner Wahl der Koordianten) keine durch Elimination von den … gewinnbare Gleichung besitzt. Die Systeme sind durch die Grössen gekennzeichnet. Für den degré d’arbitraire kommt also in Betracht Die beiden Fälle sind doch dem Sinne nach nicht äquivalent inbezug auf den dgré d'arbitraire. Aber man kann den Unterschied nicht wohl ausdrücken, wenn man die Beschaffenheit durch eine einzige Zahl charakterisiert. Das ist nur eine unbedeutende Einzelheit. Aber ich habe doch keine Ruhe, solange wir nicht einig sind; ich denke immer, ich habe Sie irgendwie missverstanden. In Herzlichkeit und Sympathie grüsst Sie Ihr Albert Einstein