Sangallo gestaltet das Thema der Muttergottes mit dem Christuskind kompositionell in neuartiger Weise. Der an Motive Michelangelos erinnernden, in sich ruhenden Sitzfigur steht kon trastreich der fast vollplastische Chris tusknabe gegenüber. Dem Bildhauer gelingt es, die beiden unterschiedlich großen Figuren über die Gesten und die Gewandführung spannungsvoll zusammenzufassen. Dabei verabschiedet er sich von traditionellen Bildformen, in denen sich die Muttergottes zumeistinnig ihrem Kinde zuwendet. Ungewöhnlich ist auch die Detailgestaltung, etwa des kleinteilig gefältelten Gewandes. Der Künstler sucht offensichtlich formale Schwierigkeiten, um an ihrer Überwindung seine virtuosen Fähigkeiten zu beweisen.