Erst 180 Jahre nach der Vertreibung von 1421 durften Juden wieder eine Gemeinde in Wien gründen. Der Kaiser brauchte sie als Financiers, insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). 1624 mussten die Juden allerdings die Innere Stadt verlassen und in das Ghetto im Unteren Werd, in den heutigen 2. Bezirk, ziehen. Von dort stammt der ausgestellte Grenzstein. Der Untere Werd war ein hochwassergefährdetes Gebiet inmitten der Donauarme. Dennoch: In einer Gesellschaft, die keine Gleichheit vor dem Gesetz kannte, bot das Ghetto für die jüdische Minderheit nicht nur Nachteile. Innerhalb der Mauern war ein jüdisches Leben weitgehend ungestört von christlichen Übergriffen möglich. Die Bedingungen verschlechterten sich allerdings über die Jahre und 1670 beschloss Kaiser Leopold I., die Juden erneut aus Wien zu vertreiben. Er folgte damit nicht nur seiner eigenen Judenfeindlichkeit, sondern auch den Interessen der Wiener Bürger, die ihre jüdischen Konkurrenten loswerden wollten.
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