Noch war Cézannes Kunst heftig umstritten, als die Nationalgalerie dieses Bild ankaufte: Erst zwei Jahre zuvor hatte der französische Staat widerwillig zwei seiner Werke als Teil der Schenkung Caillebotte angenommen, drei weitere jedoch zurückgewiesen. Lange pendelte der Maler zwischen seinem Geburtsort Aix-en-Provence und Paris, hielt sich aber auch in verschiedenen Städtchen der Ile-de-France auf. In Pontoise, nordwestlich von Paris, lebte Camille Pissarro, und das gemeinsame Arbeiten während mehrerer Aufenthalte dort (seit 1872, zuletzt von Mai bis Oktober 1881) förderte Cézannes Entwicklung zur impressionistischen Hellfarbigkeit: »Wir leiten uns vielleicht alle von Pissarro her«, meinte er später. Der Ältere führte ihn auch zu jener Klarheit und Ruhe, die das Bild der Mühle prägen. Sie werden trotz einer staunenswerten Motivtreue erreicht: Das Aussehen des Moulin des Etannets an der Rue des deux ponts – einer von vielen Mühlen in dieser Gegend, zu deren Lebensgrundlagen der Kornhandel gehörte – ist durch alte Bilddokumente überliefert. Die flachen weißen Häuser im Hintergrund wirken nüchtern. Zugleich wird eine geometrische Ordnung eingeführt, die die gesamte Bildfläche erfaßt. Die Komposition wird bestimmt von den einander durchdringenden strengen Senk- und Waagerechten. Diese verlaufen, über Unterbrechungen hinweg, durch das ganze Bild scheinbar parallel; bei näherem Besehen zeigt sich, daß sie im unteren Bildteil – das heißt in den vorderen Raumschichten – immer stärker in die Schräge abweichen. Die Palette besteht aus einigen Stufungen von Grün, luftigem Blau und Ocker. Da jeder Strich – gerade und kurz oder komma- und bisweilen gar lockenförmig – für sich bleibt, schließt sich die Farbe nicht gänzlich über dem Malgrund, an dessen Helligkeit und Immaterialität sie teilhat.
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