Die Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod, in dem sie – wie in der diesseitigen Welt – auf eine vollständige Versorgung mit allen lebensnotwendigen Gütern angewiesen sind. Einerseits wurde dieses durch reale Opfergaben gewährleistet, die den Verstorbenen mitgegeben oder von Verwandten immer wieder neu gebracht wurden, andererseits durch Abbildungen und Modelle von Gebrauchsgegenständen und Lebensmitteln des täglichen Bedarfs sowie Szenen alltäglicher Arbeit. Denn für die Ägypter war jede Darstellung auch eine Wiedergabe der realen Welt. Somit konnte allein durch die Visualisierung eine dauerhafte Versorgung gewährleistet werden. Während im 3. Jtsd. v. Chr. flachbildliche Darstellungen – Reliefs und Malereien – in den Gräbern vorherrschten, wurden in der 1. Zwischenzeit (2150–2030 v. Chr.) und im Mittleren Reich (2030–1750 v. Chr.) bevorzugt kleine Holzmodelle angefertigt, die die Lagerung und Zubereitung unterschiedlicher Speisen in lebendigen Szenen wiedergeben. Diese Modelle zeigen oft sehr detailliert die einzelnen Arbeitsschritte und ermöglichen damit einen Einblick in das tägliche Leben der alten Ägypter. In dem Modell einer Bäckerei ist ein Mann damit beschäftigt, den Teig zu formen, der zuvor in dem daneben stehenden Topf geknetet worden ist. Ein zweiter Mann sitzt vor einem glühenden Lehmofen, in dem die Teigrohlinge gebacken werden. Das Feuer ist durch die rote Färbung angedeutet. Während die rechte Hand des Mannes einen langen Stab hält, mit dem er das Feuer schürt und die Brote in den Ofen schiebt, ist seine Linke leicht erhoben, zum Schutz vor Funken. Die Figuren sind mit beweglichen Armen ausgestattet, sodass die Szene einen sehr lebendigen Charakter erhält.
(O. Zorn)