Der Sohn eines Flußgottes hatte die Liebe der Nymphe Echo verschmäht und verliebte sich in das eigene Bild, das ihm das Wasser zurückwarf. Unser Bild ist die erste Fassung des rechten Flügels des Triptychons »Die Werbung« (Neue Pinakothek, München) – zu den beiden anderen Tafeln ist keine erste Fassung erhalten. Die Stellung der schmalen Figur dient dazu, sie im Widerstreit von Auf- und Abwärts mit der ganzen Bildfläche zu verstreben. In der Münchner Version wird der Gestus einheitlicher und zugleich komplexer. In Marées’ Malerei wird die Farbe zur dreidimensionalen Erfahrung: nicht durch die reliefartige Dicke der Schicht, die niemals pastos aufgetragen wirkt, sondern durch ihre erkennbare Tiefendimension. Ein Geflecht farbiger Striche erzeugt einen vielfach zusammengesetzten Ton. Die zahllosen Übermalungen des Bildes haben Stellen von entstofflichter, träumerischer Schönheit entstehen lassen; sie haben aber auch den Bestand der schwer trocknenden Farbschicht gefährdet. Wie »Die beiden Männer« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 1024/13) war dieses Bild, als es der Nationalgalerie übergeben wurde, so stark verwölbt und zudem derart beschädigt, daß es nicht ausgestellt werden, sondern nur Studienzwecken dienen sollte. Einer Restaurierung in den 1980er Jahren ist es gelungen, die Schäden auszugleichen. Doch in den Randbereichen, besonders rechts, waren ausgedehnte Fehlstellen zu ergänzen. | Claude Keisch
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