Die älteste griechische Keramik war, wie auch schon die der kretischen und mykenischen Kulturen, auf der Töpferscheibe gedreht, unterschied sich von jenen aber deutlich in der Dekorationsweise. Bestimmte die kretisch-mykenische Keramik ein vegetabilischer Dekor, so waren die frühesten griechischen Gefäße mit abstrakten ornamentalen, später erst figürlichen Darstellungen bedeckt. Die strenge Linienführung der Verzierungen war namengebend nicht nur für die Keramik dieser Epoche: seit 1877 wird der früh-griechische Kunststil – und daran anknüpfend der ganze Zeitabschnitt bis zur Ausbildung der archaischen Stadtstaaten – »geometrisch« genannt. Die klare Gliederung unserer Vase in Lippe, Hals, Bauch und Fuß wird durch den aufgemalten Dekor hervorgehoben. Einfache Linienmuster wechseln mit unruhig bewegten Strichelbändern. Ein schraffierter Mäander und ein Fries von stereotyp gereihten Wasservögeln markieren die Zone der breitesten Gefäßausdehnung. Hervorgehoben durch figurale Bemalung sind die Schulter und der Hals des Gefäßes. Auf den Schulterbildern sind eine Hasen- und eine Fuchsjagd dargestellt. Trotz aller Schematisierung der Zeichnungen sind charakteristische Merkmale der Tiere wiedergegeben und erlauben eine genaue Identifizierung: buschiger Schwanz für den Fuchs, lange Ohren für den Hasen, kurze Ohren für die Hunde. Die Halsbilder der Vorder- und Rückseite zeigen in metopenhafter Rahmung jeweils zwei einander gegenüberstehende Pferde, die an einen Dreifuß gebunden sind. Auffallend ist die ornamentale Füllung des Bildgrundes, die die Figuren mit dem gesamten Dekorationssystem der Vase verbindet. Diese mehrteilige Ornamentik in ihrer flirrenden Oberflächenwirkung (»Flimmerstil«) und die Reduzierung der figürlichen Szenen auf wenige Motive sind typisch für die Endphase der spätgeometrischen Epoche.
Das Dreifußmotiv steht in enger Verbindung mit Heiligtümern und Wettkampfstätten. Bronzene Dreifüße mit Größen bis zu 3,50 m Höhe sind in Heiligtümern als Kultgeräte verwendet worden oder wurden als Weihgaben gestiftet. Gleichzeitig konnten sie auch als wertvolle Siegespreise bei den großen Wettspielen errungen werden. Pferde waren als kostbarer Besitz immer mit der Welt der aristoi, der Adligen, verbunden. Zahlreiche Votive von Pferdestatuetten sollten dem Stifter offenbar Stärke und Reichtum garantieren.