„Eine Foto, bitte!“ So sprach Margit Dobronyi mit ihrem ungarischen Akzent jede und jeden an. Meist ohne Auftrag fotografierte sie zwischen 1960 und 2000 unzählige Bar und Bat Mizwas, Hochzeiten, Wohltätigkeitsveranstaltungen und Purim-Partys. Sie tauchte sowohl in der Sommerfrische als auch beim Schikurs am Semmering auf. Wenig später kamen die Abzüge mit der Post, Erlagschein beiliegend. Ihre Bilder offenbaren den unbändigen Willen der Wiener Jüdinnen und Juden, das versäumte Leben nachzuholen und das Grauen, dem man entronnen war, zu vergessen. Sie spiegeln auch den Stolz der Einwanderer wider, in der neuen Stadt etwas aus sich gemacht zu haben. Margit Dobronyi, 1913 in eine Rabbinerfamilie geboren, überlebte die Schoa im Budapester Ghetto. Nach dem Ungarnaufstand 1956 flüchtete sie mit ihren Kindern nach Wien und kaufte sich eine Kamera. Heute würde man die Autodidaktin und alleinerziehende Mutter als Powerfrau bezeichnen.
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