Das Brüsseler Palais Stoclet wurde von Josef Hoffmann zwischen 1905 und 1911 im Stil der Wiener Secession geplant und von ihm unter Beteiligung einer Vielzahl von Mitgliedern der Wiener Werkstätte und von Mitarbeitern aus deren Umkreis im Sinne eines Gesamtkunstwerks ausgestattet. Nicht nur das Gebäude und die Innenarchitektur, sondern auch die gesamte Ausstattung ist durchdrungen von der Synthese der drei Künste Malerei, Skulptur und Architektur – ganz dem Geist der Wiener Werkstätte entsprechend. Die namhaftesten Künstler der Zeit um 1900 wurden für die Inneneinrichtung herangezogen, darunter Carl Otto Czeschka, Eduard Josef Wimmer-Wisgrill und Ludwig Heinrich Jungnickel. Gustav Klimt erhielt den Auftrag, die Wände des Speisezimmers zu gestalten. Das Ergebnis seiner langjährigen Beschäftigung damit waren neun Entwurfszeichnungen im Maßstab 1:1, die in Mosaiktechnik ausgeführt wurden. Das Motiv eines ausladenden Lebensbaumes auf der einen Längsseite des Zimmers kehrt auf der anderen gespiegelt wieder; der Tänzerin (Erwartung) entspricht auf der gegenüberliegenden Seite das Liebespaar (Erfüllung). Auf der Stirnseite befindet sich die abstrahierte Gestalt Ritter. Für die Umsetzung in der Wiener Werkstätte und der Wiener Mosaikwerkstätte Forstner gab Klimt handschriftliche Anweisungen auf den Entwürfen, wobei nur die kostbarsten Materialien wie Email, Perlmutt und Goldauflage zum Einsatz kommen sollten. Diese Arbeit gehört zu Klimts wenigen Monumentalwerken und stellt – mit Rückgriffen auf ägyptische, byzantinische und japanische Vorbilder – den Höhepunkt seines reifen Schaffens dar.