Der Nordkuppelsaal des Neuen Museums ist der würdige Raum für die Nofretete-Büste, das berühmteste Werk des Ägyptischen Museums. Auch diese Plastik wurde in der Werkstatt des Thutmosis gefunden und ist in ihrer Büstenform ein typisches Bildhauermodell. Wie Untersuchungen im Computertomografen gezeigt haben, besteht sie aus einem Kalksteinkern, auf den im Bereich der Schultern und der Krone in mehreren Schichten Stuckauflagen zugefügt wurden. Die feine Modellierung des Gesichtes, die genaue Gestaltung einzelner Falten im Bereich der Augen und des Mundes sowie der Sehnen am Hals gelang durch eine stellenweise weniger als einen Millimeter dünn aufgetragene Gipsschicht. Die leere linke Augenhöhlung zeigt die erste Phase der Einlage der Pupille, wie sie am rechten Auge zu sehen ist. Das aus schwarz gefärbtem Wachs und Bergkristall bestehende rechte Auge sowie die Bemalung ermöglichten es dem Künstler, einen Eindruck der Gesamtwirkung zu gewinnen. Nach diesem Modell sollten weitere Statuen der Königin geschaffen werden, die allerdings kurz nach der Anfertigung von der politischen Bühne verschwand. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie alle politischen und religiösen Entscheidungen ihres Mannes mitgetragen. Ob Echnaton seine Gattin verstieß oder Nofretete – kaum 30 Jahre alt – bei einem Unfall oder an einer Krankheit starb, ist bis heute ungeklärt. Dank der ausgefeilten Beleuchtung ist aus der weltweit bekannten hübschen Nofretete das ergreifende Porträt einer schönen Frau geworden, das ihrem Namen „Die Schöne ist gekommen“ in jeder Hinsicht gerecht wird. Als „Ständige Vertreterin Ägyptens in Deutschland“ bleibt sie die bewunderte Fremde, integriert in einen globalen Kunstbegriff.