Der Rheinländer August Macke war ein wichtiger Vermittler französischer Malerei an die deutsche Moderne. Er gehörte dem Kreis um den „Blauen Reiter“ an, entwickelte jedoch eine ganz eigene Bildsprache. Diese ist vor dem Gemälde „Leute am blauen See“ leicht nachzuvollziehen.
Ein Mann, eine Frau und ein kleines Mädchen flanieren an einem See. Motivisch steht das Gemälde in der Tradition der Genrebilder, insbesondere der Sonntagsbilder Georges Seurats. Bei aller Freiheit der Farbgebung ist buntes Herbstlaub doch unverkennbar. Sonntäglich, geradezu paradiesisch erscheint das Idyll des Spaziergangs. Im Vordergrund stehen – typisch für Macke – Muße und Lebensfreude.
Zwar nimmt Macke durch die großen, gleichwertigen Farbfelder dem Bild die Tiefenwirkung, doch kann man die räumliche Bewegung der Spaziergänger*innen gleichwohl erleben. Der Künstler ging kubistisch vor und modellierte in einfachen Formen. Kalte und warme Farben von verschiedener räumlicher und plastischer Wirkung stehen nebeneinander und verleihen dem Bild eine Dynamik, so sehr es seine flächige Einheit auch behält.
Auch wenn das Motiv allgemein gehalten ist, spiegelt das Gemälde die Situation des Künstlers während seines Erholungsurlaubs am Thuner See wider, wo er sich von Ende September 1913 bis zum Frühjahr 1914 aufhielt. In dieser für das Ehepaar Macke besonders glücklichen Zeit entstand „Leute am blauen See“. – Ein Jahr später starb der erst 27-jährige Macke auf dem Schlachtfeld in der Champagne.
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