Das kurz nach seinem Paris-Aufenthalt entstandene Porträt des Schwiegervaters seines Bruders – ein Frühwerk des Piloty- Schülers Leibl – zeigt eine Bildauffassung, die in der Absage an den Idealismus und in der freien Pinselschrift die Auseinandersetzung mit der Malerei Courbets verrät. Die in der kompositorischen Einfachheit und Strenge der Frontalansicht angelegte Monumentalität verwandelt sich unter dem Eindruck der Faktur des Bildes – kurze, breite, in ruhigem Duktus meist schräg von oben nach unten geführte, leicht unebene Pinselzüge, die sich an die Figur herantasten – zu einer Erscheinung ausgeglichener Lebendigkeit, die nicht vorab definiert, sondern nur in der Anschauung gebildet wird.Von den Zeitgenossen unverstanden und aufgrund seiner Orientierung an der französischen Malerei zur Zeit des Deutsch- Französischen Krieges ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, errang das Frühwerk Leibls erst Anfang des 20. Jahrhunderts einen Ruhm, der es im Zeichen der Impressionismus-Rezeption zum Fanal einer neuen Epoche machte.
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