Perikles, nach dem die Blütezeit Athens das perikleische Zeitalter genannt wird, lebte von ca. 490 bis 429 v. Chr. Sein Leben spannte sich somit von der Zeit des griechischen Sieges über die Perser bis hin zum Beginn des Peloponnesischen Krieges zwischen Athen und Sparta. Vor allem aufgrund seiner außerordentlichen Redegewandtheit und seiner Fähigkeit, vorausschauend politisch zu denken, hatte er ab dem Ende der 60er Jahre die Möglichkeit erlangt, die Politik Athens mitzugestalten. Die Volksversammlung wählte ihn 15 Jahre lang immer wieder zum Strategen und damit in eines der wenigen Ämter, das in der Zeit der attischen Demokratie durch Wahlen vergeben wurde. Zu diesem Amt gehörten außer militärischen auch administrative und finanzielle Befugnisse. Das Porträt, das mit Hilfe von Inschriften auf anderen Repliken benannt werden kann, zeigt Perikles mit einem zurückgeschobenen korinthischen Helm, der auf seine militärische Position hinweist. Das Gesicht ist in gleichmäßigen und glatten Formen gestaltet, der Bart und das Haar, das unter dem Helm zum Vorschein kommt, besteht aus kurzen, wohlgeordneten Locken. Das Porträt besitzt keine individuellen Charakteristika, die eine Identifizierung ermöglicht hätten, sondern Perikles erscheint ebenso wie die attischen Bürger auf den Grabreliefs mit entspannten, idealisierten Zügen. Die Mimik des ebenmäßigen Gesichts lässt keinerlei Emotionen erkennen. Dies stimmt überein mit den in der Periklesbiographie des Plutarch überlieferten Nachrichten über seine Selbstbeherrschung. Sowohl die Lebensweise als auch die Kunstform entsprechen somit den zeitgenössischen Idealen für das Auftreten von Politikern. Eine Statue des Perikles auf der Akropolis von Athen erwähnt Pausanias in seinem im 2. Jahrhundert n. Chr. verfassten Reisebericht Griechenlands. Den Kopf dieser Statue geben wahrscheinlich die zahlreichen römischen Kopien wieder, zu denen auch das Berliner Bildnis zählt. Da die erwähnte Statue in der Nähe der Propyläen stand, erblickte der Besucher unmittelbar nach dem Betreten der Akropolis die Statue des Mannes, der nicht nur die Politik Athens, sondern auch die Ausgestaltung dieses Heiligtums geprägt hatte. Vor allem der Bau des Parthenon, der das politische Selbstbewusstsein Athens zum Ausdruck brachte, war auf seine Initiative zurückgegangen. Sowohl die Darstellungsweise als auch der Aufstellungsort der Statue vermittelten somit in vielschichtiger Hinsicht Aussagen über den Dargestellten.