Berlin, den 15.8.1944
Liebste Mutter,
es geht uns weiterhin gut; hoffentlich bist auch Du gesund. Leider bekam ich erst 1 ausführlichere Karte, geschrieben im April; auch habe ich schon mehrere Wochen keine Päckchenbestätigung, doch denke ich, diese werden wieder gesammelt, sodass man dann einen ganzen Schwung auf einmal erhält. Wenn ich nur wüsste, ob das, was ich Dir schicke, das Richtige ist. Heute geht mit gleicher Post ein Paket mit Kartoffeln und Gemüse ab. Die dazu notwendigen Gewürze schicke ich gesondert. Wenn Du wieder einmal schreiben darfst, so teile doch mit, was Du benötigst. Andere tuen dies doch auch. Wen hast Du dort getroffen? Hast Du Annelieses Mutter schon gesprochen? Hier ist alles unverändert. Herbert will Ende September hier sein. Um Ilse bin ich sehr besorgt, da ich wochenlang nichts von ihr hörte, trotzdem ich zuletzt schrieb. Der Mann wollte ab 1.8. in Teplitz eine Tätigkeit annehmen. Übrigens hörte ich aus Köln auch lange nichts, demnach könnte vielleicht Post an mich verloren gegangen sein. – Hans will zum Winter wieder nach Berlin ziehen, da ihn die Fahrerei zu sehr anstrengt. Ich versuche schon durch das sonntägliche Essen einen Ausgleich zu schaffen, doch dies alleine nutzt natürlich auch nicht. Viele tausend Küsse und alles Gute.
Deine
(Unterschrift:) Hella
Anneliese, Herbert, Traute, Tante Clara, Tante Hedwig, Dr. P. lassen sehr grüßen.
POSTKARTE
Absender: Hella Hassel, (1) Berlin W15, Joachimstalerstr. 24
Frau Bianka Hassel, (11b) Theresienstadt/Protektorat, Post Bauschowitz, Badhausgasse 19
(Stempel:) Jüdische Selbstverwaltung Theresienstadt – Post und Verkehr
(Stempel:) Auch bei TAGESALARM weg von der Straße und in den Schutzraum