Das Pergamentblatt kopiert ein textiles Würdezeichen, das zum Ornat von Päpsten und Bischöfen gehörte. Es handelt sich um ein Brustschild, das bereits im Alten Testament als Teil der Amtstracht der jüdischen Hohepriester erwähnt ist. Das Bamberger Rationale basiert auf einem erhaltenen Gewand des 11. Jahrhunderts, das sich im Diözesanmuseum befindet, weicht von diesem aber in einigen Details ab.
Die Zeichnung gibt nur die Rückseite des Rationale wieder. In der Mitte thront Christus als Weltenrichter über dem Lamm mit dem geöffneten Buch und den sieben Siegeln, eingerahmt von Evangelistensymbolen. Johannes, der Verfasser der Apokalypse, weist links auf das Lamm; rechts schwebt der Erzengel Michael heran. Seitlich sind Büsten von sechs Aposteln plaziert, darunter Darstellungen der Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde, die auf dem Textil fehlen.
Die qualitätvolle Zeichnung stammt von einem Buchmaler aus Böhmen, der wohl infolge der Hussitenkriege Prag verließ und nach Franken kam.