In einen dominant blau-violetten Grund, in den viele weitere Farbwerte wie in eine malerische Intarsie oder ein Mosaik eingelegt sind, ritzte Paul Klee mit feiner Nadel eine grafische Landschaft. Es sind Chiffren von Häusern, Bäumen, einer Pyramide, Feldern, Wolken und Wellen eines quer durchs Bild fließenden Stroms, die sich hier zu einem weiten, fast wie von Kinderhand gemalten Landschaftsbild formieren. Wasser begriff Klee als „Zwischenreich“ zwischen Himmel und Erde, als ein Medium, in dem das Schwimmen als Schweben möglich ist und das jenem, der sich in ihm tummelt, in einen traumartigen Zustand gleiten lassen kann.
In diesen Zustand fühlt sich auch der Betrachter dieses lyrischen Bildes versetzt, das aus jener Zeit stammt, in der Paul Klee – von 1920 bis 1930 – am Bauhaus, zunächst in Weimar, dann in Dessau, unterrichtete. Der zusammengesetzte Titel ist allein schon ein Konstrukt, in dem das Bauen einmal mehr betont wird. Darin klingt Programmatisches an – denn das Bauhaus hatte sich der umfassenden künstlerischen Gestaltung von Lebensräumen verschrieben. Wie so oft sind Klees Werk und der Titel nicht frei von Ironie – denn die Festlegung seines Arbeitens auf Motive und Funktionen, die für den architektonischen Kontext relevant sein sollten, schien dem romantischeren, immer auch naturaffinen Temperament Klees mitunter allzu eng und rigide. In Bild und Titel scheinen Natur und Menschenwerk vereint – vielleicht sogar harmonisch versöhnt. Auf jeden Fall bleibt der Blick auf Fluss und Landschaft „unverbaut“.
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