In einen wolkenfreien, hellblauen Himmel, der etwa die Hälfte des Blattes einnimmt, ragen die Steinruinen des Kaiserpalastes auf dem Palatin in Rom. Das Kolosseum ist rechts von der Mitte in den Hintergrund gerückt, links erkennt man den Kirchturm von Santa Francesca Romana. Eindrücklich kontrastiert der Künstler die Leere des Himmels mit den wuchtigen Architekturüberresten, die wie hohle Zähne aus dem steinernen, aufgerissenen Areal herausstehen. Grüne Partien in der Vegetation der Stadt, auf die vom Palatin herabgesehen wird, und eine blauviolette Hügelkette in der Ferne vermitteln zwischen dem gleichmäßigen Blau des Himmels und den grauvioletten Steinen im Vordergrund. Über einer feinen, kaum erkennbaren Bleistiftkontur arbeitete der Künstler auf diesem Aquarell mit konzentriertem, doch entspanntem und freiem Pinselduktus, der die Formen, Massen und Farben des Gesehenen in einer ausgewogenen Komposition miteinander verbindet. Die Wiedergabe von Licht, Schatten und Farben einer klaren und weitsichtigen Wetterlage über Rom stehen im Mittelpunkt seiner künstlerischen Ambition.
Harpignies blieb in seiner Landschaftsmalerei zeitlebens der lyrischen Naturauffassung seines Vorbildes Camille Corot (1796–1875) verbunden. In seiner annähernd sieben Jahrzehnte währenden, sehr ertragreichen Schaffenszeit unternahm er zwei Reisen nach Italien, die seine Kunst nachhaltig prägen sollten.
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