Eine Inschrift am Mantelsaum identifiziert diese Figur als Matthias, der Judas als zwölfter Apostel nachfolgte. Wie raffiniert die Skulptur gestaltet ist, zeigt die subtile Zwiesprache von stillen und bewegten Partien. Aufgrund ihrer fest im Boden wurzelnden Positur und der langen Zugfalten mutet sie auf den ersten Blick wie eine statische Form an. Tatsächlich aber beruht das Konzept des Körpers auf verschiedenen, quer entlang einer vertikalen Achse angeordneten Elementen. Dabei setzt der linke Fuß des Heiligen den ersten schrägen Akzent, während die Schultern kontrapunktisch in die entgegengesetzte Richung weisen und der Kopf der rechten Schulter zugewandt ist. Die tief hinterschnittene massive Haartracht, die anatomisch präzise gegebene rechte Hand und das nachdenkliche Gesicht wirken besonders eindrucksvoll. In den Jahrzehnten bis zur Reformation war Tilman Riemenschneider der führende Bildhauer Würzburgs.
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