Mai 1910: Karl Kraus hält seinen satirischen Vortrag Die chinesische Mauer in Wien. Durch Alban Berg und Anton Webern ist verbürgt, dass Arnold Schönberg den Vortrag zum Thema eines Gemäldes machte. Das Bild ist mit Satire bezeichnet. „Man kennt den wuchtigen Anfang, der dröhnend und unvermittelt niederfährt, wie ein einschlagender Blitz: ‚Ein Mord ist geschehen, und die Menschheit möchte um Hilfe rufen. Sie kann es nicht.‘ […] Außerordentlich fesselnd war es, den Vorlesenden zu beobachten. Wie sein Gesicht starr und drohend wurde; wie seine Schultern sich raubtierartig hoben; wie seine Rechte in kurzen Rucken über den Tisch zuckte, sich ballte, sich um eine unsichtbare Gurgel zu krallen schien, den Niagara von Worten gestaltete, der auf die atemlos horchenden Menschen niederbrauste, bis zu einem titanenhaften Schluß, in dem die angestaute Hochflut sich befreit und majestätisch ausbreitet: ‚Die Knie mit Stricken unter das Kinn geschnürt, das Gesicht mit ungelöschtem Kalk beworfen, so verschwand die Leiche im Koffer des Chinesen.‘“ (Mirko Jelusic, Die Wiener Vorlesung. Karl Kraus, in: Der Sturm. Wochenschrift für Kultur und Künste 12 [19. Mai 1910]).