Unter den Selbstbildnissen in der Nationalgalerie gibt es eine Anzahl auffallend kleiner Formate, vorwiegend von der Hand junger Künstler. Sie dienten der ersten Legitimation als Maler, wie der Selbstvergewisserung in einer neuen Situation. Das frühe Selbstporträt von Anselm Feuerbach folgt einem bewährten Muster: Bereits um 1800 war nach dem Vorbild Rembrandts dieser Typ des Künstlerselbstbildnisses neu entwickelt worden: mit dem zur Seite gewandten Kopf über hochgeschlagenem Kragen, der weißen Halsbinde und einem kecken Künstlerhut, der das Gesicht halb verschattet. Feuerbach malte Ende 1846 mehrere kleine Selbstporträts für die Familie, die er teilweise wiederum kopierte und die auch unter den Düsseldorfer Mitstudenten Furore machten. Der Erfolg unseres Bildes beruhte wohl auf dem sprechenden Arrangement, das auch anderen hoffnungsvollen Künstlern ein Bildschema zur Selbststilisierung bot. An die Eltern schrieb der junge Feuerbach am 17. Dezember: »Ich hatte mich dreimal verschieden gemalt, das Eure gewann den Preis, also kopierte ich es noch einmal für die Nürnberger […]. Um Euer Porträtchen haben sich alle furchtbar gerissen, mehrere Maler, F. v. Woringen u.s.w., wenn ich es darauf ankommen lasse, müsste ich ein halb Dutzend Kopien machen« (A. Feuerbach, Briefe an seine Mutter, Berlin 1911, Bd. 1, S. 63; irrtümlich unter den Briefen von 1845, statt von 1846 eingeordnet). | Angelika Wesenberg
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