Die Bremer Liebermann-Sammlung zählt zu den besten ihrer Art in Deutschland und enthält mit der Papageienallee ein Hauptwerk des deutschen Impressionismus. Durch das Blattwerk der Promenade flirren weiße Lichtinseln auf den hellen Spazierweg, wo elegante, sommerlich gekleidete Spaziergänger an den farbenprächtigen exotischen Vögeln entlang flanieren. Max Liebermanns Interesse galt der Bewegung und dem Licht, doch im Gegensatz zu den französischen Impressionisten löste er dafür nie den Bildgegenstand in seiner Substanz auf. So atmosphärisch leicht und spontan gemalt das Bild auch erscheint, so sorgfältig bereitete es Max Liebermann 1902 in Studien vor, die er im zoologischen Garten von Amsterdam anlegte und von denen sich zwei im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen befinden. Die Ausgewogenheit der Bildkomposition basiert darauf, dass Liebermann die Figuren wechselweise zu beiden Seiten des bildachsialen Weges in die Tiefe führte, die Papageien aber friesartig auf der Haupthorizontalen des Bildes anordnete. Als erfolgreicher Präsident der Berliner Secession und führender Künstler Berlins befand sich Liebermann in einer gesellschaft lichen Position, die ihn veranlasste, sich ab 1900 dem Selbstporträt zuzuwenden. Das Selbstbildnis von 1916 aber zeigt ihn zwischen Reflexion und Verunsicherung. Entsprechend seinem sachlich-nüchternen Arbeitsethos porträtierte er sich hier vor der kahlen Atelierwand hinter der Staffelei, so dass das Bild darauf nicht als Motiv sondern allein als Arbeitsmaterial zur Geltung kommt. Sein Malgestus wirkt vorsichtig und unentschieden, sein Mienenspiel um die Augen angespannt. Auch wenn Liebermann vom Krieg unberührt blieb, lebte er in dieser Zeit zurückgezogen am Wannsee. Seine künstlerische Position war angesichts neuer Kunstströmungen schwieriger geworden. Schon 1910 hatte seine Konfrontation mit den Expressionisten eine Krise innerhalb der Berliner Secession ausgelöst, die im November 1911 zu seinem Rücktritt als Präsident geführt hatte. 1916, im Entstehungsjahr des Bremer Bildes, veröffentlichte er seine Schrift Die Phantasie in der Malerei, die bereits 1903 erschienen war, erstmals in Buchform. Darin versuchte er verbindliche Qualitätsmaßstäbe für die Malerei festzulegen und lehnte solche Kunst ab, die nicht auf die Anschauung der Wirklichkeit zurückging.
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