1867, als das Selbstbildnis des Malers Gustav Richter entstand, befand sich dieser auf der Höhe seines Ruhmes. Vor allem mit seinen Damenporträts hatte er nachhaltigen Erfolg. Im selben Jahr 1867 erntete er große Anerkennung mit einem Zeremonienbildnis des Sultans Abdul Aziz Khan (Verbleib unbekannt). Ein Jahr zuvor hatte er Cornelie Meyerbeer, die jüngste Tochter des Komponisten Giacomo Meyerbeer, geheiratet. Nach seinem Tod wird sie einen berühmten Salon in Berlin unterhalten. Das Bildnis des Mittvierzigers im grünen Samtrock zeugt von Selbstbewußtsein, auch Stolz. Mit dem Bildtyp eines Künstlerselbstbildnisses an der Staffelei hat es dabei nur wenig gemein.
Das 1892 aus dem Besitz der Witwe erworbene Werk wurde als Teil der Bildnissammlung berühmter Personen gezeigt, die ab 1913 in der Bauakademie zu sehen war (vgl. Führer durch die Bildnis-Sammlung der königlichen Nationalgalerie, Berlin 1913, S. 70, Kat.-62). In späteren Zusammenstellungen dieser Galerie und ihren Katalogen fand Gustav Richter keine Aufnahme mehr. | Angelika Wesenberg