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Selbstbildnis des Künstlers mit Bruder

Franz Xaver Winterhalter1840

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Karlsruhe, Deutschland

Kaum ein Künstler verkörpert den länderübergreifenden Ansatz der so wie der Schwarzwälder Franz Xaver Winterhalter. Der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der badischen Provinz geborene Sohn eines Handwerkers wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der berühmtesten Porträtisten des europäischen Hochadels. Als "Fürstenmaler" betitelt, reiste er unermüdlich zu den Höfen in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Österreich, Spanien und Portugal, um Aufträge zu akquirieren, die er in seiner Pariser Werkstatt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Hermann ausführte. Von 1834 bis 1870 betrieben die Gebrüder Winterhalter in der französischen Hauptstadt ein florierendes Unternehmen, bevor sie in die Heimat zurückkehrten. Während Franz die Kontakte zu den Auftraggebern pflegte und Porträtzeichnungen seiner Modelle anfertigte, oblag Hermann die Leitung des Ateliers sowie die Beaufsichtigung der Lehrlinge. Wenngleich er auch mit eigenen Kompositionen in Erscheinung trat, übernahm Hermann vielfach die Anfertigung von Repliken begehrter Gemälde seines Bruders. Am Ende imitierte er dessen Stil so perfekt, dass bis heute die Unterscheidung der malerischen Anteile Schwierigkeiten bereitet.

Winterhalters Porträts können als romantisch idealisierend mit einem besonderen Hang zur Darstellung kostbarer Materialien beschrieben werden. Als Auftragsmaler legte er den Akzent nicht auf die Herausarbeitung der markanten Züge seiner Modelle, sondern auf eine schmeichelnde, geradezu weich gezeichnete Wiedergabe, die ihn im Auge von Zeitgenossen wie Eugène Delacroix als eine Art Gefälligkeitsmaler erscheinen ließ. Obgleich einer der wohlhabendsten und bekanntesten Künstler seiner Epoche, geriet Winterhalter nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit. Ein Großteil seines Werkes befindet sich noch heute in den Sammlungen seiner aristokratischen Auftraggeber, weswegen Werke von ihm nur selten in öffentlichen Museen zu finden sind. Im Vergleich zum umfangreichen Porträtschaffen nimmt das Selbstbildnis im Œuvre der Winterhalters einen sehr bescheidenen Anteil ein. Zu den berühmtesten Werken dieses Genres zählt das 1840 entstandene Doppelbildnis der Brüder, dessen privater Charakter sich am Typus des romantischen Freundschaftsbildnisses orientiert. Einfühlsam werden die unterschiedlichen Rollen und Charaktere der vor dunklem Hintergrund eng beieinander platzierten Brüder wiedergegeben. Mit Schildmütze und gewinnendem Lächeln blickt der von Zeitgenossen als äußerst charmant beschriebene Franz Xaver aus dem Bild. Er ist beim Zeichnen wiedergegeben, in seiner Hand hält er ein geöffnetes Skizzenbuch, in dem Studien zu erkennen sind. Die Komposition legt nahe, der Künstler wäre, entsprechend der brüderlichen Rollenverteilung im Produktionsprozess, soeben damit beschäftigt, das Porträt des Betrachters anzufertigen. Sein hinter ihm stehender Bruder schaut bewundernd zu, den Arm in geschwisterlicher Zuneigung auf der Schulter des Älteren. Hermanns elegante Kleidung sowie die lässig in der Hand gehaltene Zigarre weisen ihn als bereits mondänen Großstädter aus, wengleich er erst kurz zuvor von seinem Bruder nach Paris geholt worden war. Durch die Momenthaftigkeit des Augenblicks sowie die Andeutung einer Handlung werden dem Porträt genrehafte Züge verliehen, ein Entwicklungsschritt, der sich für die französische Bildniskunst des 19.Jahrhunderts als überaus bedeutsam erweisen wird.

Trotz des informellen Charakters der Darstellung ist das Bild sorgsam komponiert und feinmalerisch ausgeführt. Das rosafarbene Polster im Vordergrund bildet die Basis eines pyramidalen Bildaufbaus, dessen klare Struktur durch die effektvolle Verteilung von Licht- und Schattenpartien aufgelockert wird. In der malerischen Ausführung offenbart sich Franz Xaver Winterhalters besondere Begabung für die Wiedergabe von Stoffen und glänzend schimmernden Oberflächen, die ihn bei seinen Auftraggebern so begehrt machte. In der Anlage der Gesichtszüge und Hände hingegen zeigen sich bei näherer Betrachtung zu diesem Zeitpunkt noch manche stilistische Unterschiede, was zur Annahme führte, dass jeder der beiden Brüder sein eigenes Porträt in die Komposition einbrachte. Während Franz mit routiniertem Pinselstrich das eigene Konterfei klar herausarbeitet und mit Glanzlichtern akzentuiert, verwendet Hermann einen weicheren Pinselduktus, der sowohl sein Gesicht als auch seine rechte Hand undifferenzierter erscheinen lässt. Somit handelt es sich um den eher seltenen Fall eines Doppelselbstbildnisses zweier begabter Brüder, das wahrscheinlich als gemalter Gruß für die heimische Verwandtschaft im Schwarzwald bestimmt war. Lange im Besitz der Familie verblieben, gelangte es 1960 schließlich in die Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe, in der sich vier weitere Gemälde des Brüderpaars befinden.

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  • Titel: Selbstbildnis des Künstlers mit Bruder
  • Ersteller: Franz Xaver Winterhalter
  • Nationalität des Erstellers: Deutsch
  • Datierung: 1840
  • Abmessungen: 84,5 x 71,5 cm
  • Suchbegriffe zum Thema: Familie, Geschwister, Brüder, Romantik, Selbstporträt, Herman Winterhalter, Jacket, Mode, Hut
  • Herausgeber: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
  • Externer Link: Selbstbildnis des Künstlers mit Bruder
  • Material: Öl auf Leinwand
  • Kunstgenre: Porträt
  • Kunstrichtung: Romantik
  • Untergrund: Leinwand
  • Abgebildete Person: Franz Xaver Winterhalter, Herman Winterhalter
  • Abgebildetes Thema: Selbstporträt, Familie, Geschister
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