In Ovids Metamorphose sagte Diana die Worte: "si poteris narrare, licet", als Aktäon sie überraschte, während sie nackt ein Bad nahm. Diese Worte bedeuten übersetzt: "Wenn du etwas sagen kannst, sprich". Wir wissen, dass dies nur böse Ironie war, denn Diana hatte Aktäon gerade bestraft, indem sie ihn in einen Hirsch verwandelte, ein Tier, das nicht sprechen kann, und ihn seinem eigenen Rudel von 50 äusserst gut ausgebildeten Jagdhunden überliess. Bruyères Installation zeigt uns, wie diese Jagdhunde Aktäon in Stücke reißen und wie Aktäon zerfällt, gejagt und getötet wird - unfähig in seiner animalischen Sterblichkeit zu sagen, was er gesehen hat.
Auf drei Ebenen gibt Jean Michel Bruyères Installation Einblick in ein mythologisches Panorama von Bildern: Auf der oberen Ebene werden wir Zeuge, welchen Preis Aktäon für seine Arroganz zu zahlen hat, die Welt der Göttin bis in ihre Nacktheit hinein entdecken zu wollen, und auf der unteren Ebene sehen wir Diana beim Baden. Hinter ihr befindet sich eine Panoramalandschaft in ständiger Metamorphose. Durch die von dem Künstler gewählte Methode der Bildprojektion entsteht eine fast magische Wirkung der Installation: Indem wir den Ausschnitt des Projektors auf der Innenseite des Globus gleiten lassen, können wir die Bilder nach und nach aus dem abgedunkelten Halbglobus herauslösen. Schließlich sind wir in der Lage, das gesamte Ausmaß der multimedialen Gestaltung dieser antiken Materie zu realisieren.