Bronzezeit. 1.600 v. Chr. Franzhausen, Niederösterreich.
Der ca.4.000 Jahre alte Schädel repräsentiert auf einzigartige Weise die Bronzezeit als Epoche
grundlegender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen.
INFORMATION IN GRÜN
Bei einer Rettungsgrabung in Franzhausen, Niederösterreich, wurden in den 1980er Jahren Teile des größten europäischen Gräberfeldes aus der frühen Bronzezeit freigelegt. Aus den 714 Gräbern wurden viele Skelettreste geborgen, von denen die Mehrzahl, wie dieser Schädel, eine zum Teil intensive Grünfärbung aufwies. Die Farbe stammt von Schmuck und Waffen aus Bronze, die ursprünglich in unmittelbarer Nähe der Knochen platziert waren, zum Teil jedoch bereits in prähistorischer Zeit von Grabräubern gestohlen wurden.
Trotzdem verrät die Intensität der Verfärbung den Archäologen einiges über den Reichtum der Grabbeigaben und damit auch über die gesellschaftliche Stellung der Bestatteten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit konnten für die Bronzezeit auf diese Weise deutliche soziale Unterschiede nachgewiesen werden.
Die grüne Färbung erhöht außerdem die Chance für anthropologische Spezialuntersuchungen: Weil die Struktur bei „patinierten Knochen“ meist perfekt erhalten ist, können Knochenentzündungen und andere krankhafte Veränderungen mit großer Genauigkeit bestimmt werden. Die unzerstörten organischen Bestandteile begünstigen DNA-Analysen zur Klärung von Herkunft und Verwandtschaftsverhältnissen.
Dieser Schädel stammt von einer Frau, wie man aus der Form von Stirn, Unterkiefer und der Ansatzstellen für die Nackenmuskeln schließen kann. Sie starb in einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Wie in allen prähistorischen Gesellschaften wurden auch in der Bronzezeit Männer durchschnittlich um einige Jahre älter als ihre weiblichen Zeitgenossen, da Schwangerschaft und Geburt vor 4.000 Jahren für viele Frauen tödlich endeten.