1822 bestellte der Mäzen und Kunstsammler Konsul Heinrich Wagener bei Friedrich ein Tageszeiten-Diptychon. Als Bild des Morgens entstand »Der einsame Baum«. Darin erstreckt sich eine Wiesenlandschaft mit Weihern,Baumgruppen und Dörfern bis an den Rand eines Gebirges, vor dem Türme einer gotischen Stadt zu sehen sind.Wie ein Monument steht in der Mitte der Komposition eine stattliche Eiche. Sie bietet einem Hirten Schutz. Ihr mächtiger Stamm hat Wind und Wetter standgehalten, jedoch sind an der Spitze des Baumriesen die Äste bereits abgestorben. Über der Eiche haben sich kuppelartig Wolken formiert. Gegen die klassischen Kompositionsregeln verstoßend, durchschneidet Friedrich mit dem Baum als zentraler Achse vom Vordergrund aus alle Bildschichten. Damit wird die Eiche zugleich zum Vermittler zwischen Erde und Himmel, zwischen Irdischem und Transzendentem.Als Naturzeichen verkörpert sie Lebenskraft und Stärke. Zugleich verweisen ihre abgestorbenen Äste auf ein jenseitiges Dasein.