Die Identität der kleinformatigen Figur eines bärtigen Mannes ist durch die Keilinschrift auf ihrem Rücken gesichert: „Für Gott Ningizzida, seinen Gott, von Ur-ningirsu gestiftet, dem Priesterfürsten von Lagasch, Sohn des Gudea, des Priesterfürsten von Lagasch“. Aus dem Text geht hervor, dass der Herrscher selbst sein Abbild dem Tempel geweiht hat – in beständiger Verehrung des Ningizzida, einer sumerischen Gottheit mit chthonischen Aspekten (er ist Gott der Unterwelt und zugleich einer der Bewacher des Himmelstores). Erhalten ist von der Statuette nur der Oberkörper, Nase und der Mund inmitten des langen Vollbartes scheinen wie mit Absicht beschädigt worden zu sein. Der Herrscher trägt ein glattes Gewand mit verzierter Borte, die rechte Schulter ist frei. Die ineinander gelegten Hände zeigen Ur-ningirsu im Betergestus. Die Formensprache der Statuette entspricht jener der neusumerischen Rundplastik. Dazu zählen einerseits das volle Haar in seiner klischeehaften Auflösung in Einzellocken, die kräftigen Brauen mit gestrichelter Binnengliederung und die schematischen Gewandfalten sowie andererseits das lebendig modellierte Gesicht und die sanft gerundeten Körperpartien. Durch eine sorgfältige Oberflächenpolitur des harten Steins, die Lichteffekte erzeugt, wird die Plastizität der Statuette noch gesteigert. [RBW]