Ein Straßenschild, in dem sich mehrere historische Epochen verdichten. Erstens die Wiener Jahrhundertwende: 1893 gründet Karl Lueger die Christlichsoziale Partei, von 1897 bis 1910 reformiert er als Wiener Bürgermeister die Kommunalpolitik. Gleichzeitig setzt er einen rabiaten Antisemitismus als politische Waffe ein. Zweitens das Jahr 1934 während des Austrofaschismus: Der Ringstraßenabschnitt zwischen Universität und Burgtheater erhält den Namen Dr.-Karl-Lueger-Ring. In den Jahren davor haben antisemitische Attacken auf jüdische StudentInnen zugenommen. Und drittens die Gegenwart: 2012 montiert die Stadt Wien die Straßenschilder ab und benennt den Dr.-Karl-Lueger-Ring in Universitätsring um. Lueger verschwindet damit keineswegs aus dem Stadtbild. Es gibt noch einen nach ihm benannten Platz mit einem Denkmal, eine Kirche, einen Brunnen, einen Park, weitere Denkmäler und Büsten, Altarbilder, ungezählte Inschriften, eine Lueger-Eiche, den Lueger-Hof und die Lueger-Brücke.
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