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Sonnenblume

Gustav Klimt1907/1908

Belvedere

Belvedere
Wien, Österreich

Ab 1900 hatte Klimt als bevorzugtes Thema seiner Malerei neben Allegorien und Porträtdarstellungen auch die Landschaft entdeckt. Höchst förderlich für die Entstehung von Landschaftsbildern war dabei das Ritual der jährlichen Sommeraufenthalte im Salzkammergut. In Gesellschaft seiner Lebensgefährtin Emilie Flöge und deren Familie fuhr Klimt jedes Jahr im Juli und August für ein paar Wochen an den Attersee. Die reizvolle sommerliche Landschaft am Ufer des Sees bot dem Meister reichlich Motive für seine Landschaftsbilder. Daneben fand Klimt auch genügend Zeit, um Ausflüge und Wanderungen zu unternehmen. Emilie Flöge, die in Wien gemeinsam mit ihren Schwestern sehr erfolgreich einen großen Modesalon führte, präsentierte auch am Attersee einige ihrer selbst entworfenen, modischen Kreationen. Für einen Essay über Kleidermodelle aus dem Modesalon der Schwestern Flöge, das er für das Magazin „Deutsche Kunst und Dekoration“ fotografierte, ließ Klimt im Sommer 1906 Emilie Flöge in diesem Garten in Reformkleidern posieren. An die Erscheinung von Emilie Flöge in ihren langen Sommerkleidern erinnert frappant in ihren Umrissen die prominent in die Bildmitte platzierte Sonnenblume im vorliegenden Ausschnitt einer Wiesenlandschaft. Der Kunstschriftsteller Ludwig Hevesi scheint diesen Eindruck zu bestätigen, wenn er schreibt, dass Klimts Sonnenblume "wie eine verliebte Fee" erscheine, "deren grünlichgraues Gewand leidenschaftlich erschauernd niederfließt". Mit dem Wissen um die erwähnten Modeaufnahmen kann auf einer metaphorischen Ebene die Gestalt der Sonnenblume durchaus mit Emilie Flöge in Verbindung gebracht werden. Die in sich geschlossene Darstellung der schönen, aber einsamen Blume entspräche so der niemals definierten Lebensbeziehung zwischen ihr und Klimt.
Stets verwandelte Klimt die Natur in einen schillernden Kosmos von Farben und Formen. Hier erscheint die Natur als von aller Vergänglichkeit losgelöst und als vom Gefühl ewiger Harmonie durchströmt. Man könnte in diesen Werken auch eine sublimierte Gestaltung des Eros erblicken, der auf die Schaffung einer ungetrübten, paradiesischen Welt abzielt.

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