Im November 1869 reiste Leibl, ermutigt durch die Anerkennung Courbets, nach Paris. Er begegnete dort alsbald anderen deutschen Malern, die ihn in die Kunstverhältnisse einführten, auch dem Schweriner Fritz Paulsen (1838–1898), dessen Atelier er benutzen durfte, bis er im April 1870 ein eigenes bezog. Zu den Gepflogenheiten in den Freundesbünden der jungen deutschen Künstler, in München wie in Paris, gehörte das gegenseitige Porträtieren. Studienköpfe standen zu Beginn der siebziger Jahre im Leibl-Kreis geradezu im Mittelpunkt des Interesses, und die Malerfreunde schienen dafür die geeignetsten Modelle. Verbundenheit wurde so ausgedrückt, außerdem standen die Kollegen ohne Kosten mit ihren interessanten Physiognomien jederzeit zur Verfügung. Leibl malte um 1870 mehrere seiner Freunde in ähnlicher Weise: die Maler Hans Kadeder (Wallraf-Richartz-Museum, Köln) und Louis Eysen (Städel Museum, Frankfurt am Main) beispielsweise. Immer ist das Gesicht in feiner, prägnanter Pinselschrift wiedergegeben, deren einzelne Striche erkennbar bleiben, und es ist hell vor einen dunklen Hintergrund gesetzt, mit dem die Farbe der Kleidung oder der Haare fast verschmilzt. Das in Paris entstandene Bildnis des Malers Fritz Paulsen hat Leibl mit einer Zeichnung vorbereitet, die auffallend stark die Ausführung vorwegnimmt (Privatbesitz, München; vgl. Wilhelm Leibl zum 150. Geburtstag, Ausst.-Kat., München 1994, Kat.-Nr. 53). | Angelika Wesenberg
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