Valentin Manheimer (1815-1889), seit 1873 Kommerzienrat und seit 1884 Geheimer Kommerzienrat, nimmt im Brunnenhaus des Gartens seiner Berliner Villa in der Bellevuestraße 8 die Glückwünsche der Töchter und Enkelkinder entgegen. Der erfolgreiche Damenkonfektionär ist siebzig geworden, seine Frau Philippine (dritte von links im schwarzen Kleid) bestellte 1885 bei Anton von Werner ein Gemälde, das dieses Ereignis für die Nachwelt festhält. Manheimer, der es schon vor Beginn der Gründerzeit zu Ansehen und Reichtum gebracht hatte, agierte in den 1870er Jahren verstärkt auch auf dem internationalen Markt und beschäftigte rund 8.000 Personen.
Manheimer verkörperte exemplarisch die gelungene Emanzipation der Berliner Juden im Kaiserreich und den beachtlichen Beitrag, den sie als Unternehmer leisteten. Als Sohn eines Kantors der jüdischen Gemeinde 1815 in Gommern bei Magdeburg geboren, kam Manheimer 1836 nach Berlin, wo er eine Textilfabrik gründete. Die Leistung Manheimers bestand in der industriellen Nutzung und internationalen Vermarktung des traditionsreichen Berliner Schneiderhandwerks. Sein Unternehmen war nach dem von Herman Gerson das umsatzstärkste in der Branche. Von seinen Söhnen fortgeführt, musste die Firma in der Weltwirtschaftskrise liquidiert werden.