Zu den letzten Werken des Malers gehört diese visionäre Darstellung einer Schlacht. Sie wiederholt – summarischer und zeichenhafter – das Wandbild »Marathon« von 1848 (Enkaustik auf Stein; Neue Pinakothek, München). Das historische Ereignis der Schlacht bei Marathon, in der die Griechen 490 v. Chr. den entscheidenden Sieg über die Perser errangen, ist auf diesem Bild jedoch nicht einmal angedeutet, es wurde zum Kampf der Elemente abstrahiert, als Ringen zwischen Licht und Finsternis dargestellt. Die Transponierung des Geschehens ins Kosmische erreichte Rottmann bereits in seinen Entwürfen, einer Skizze in Kohle auf Karton und einem Aquarellentwurf von 1841, auch auf dem Wandbild überhöht sie das reale Geschehen. Deutschland war seit den 1820er Jahren von einer großen Begeisterung für den Freiheitskampf der Griechen gegen die türkische Vorherrschaft erfaßt, in die eigene Sehnsüchte einflossen. 1832 wurde Prinz Otto von Bayern zum König von Griechenland gewählt. Ein Freskenzyklus zur griechischen Geschichte für die Arkaden des Hofgartens wurde geplant. 1834/35 bereiste Rottmann zur Vorbereitung dieses Projektes das verarmte Land mit der stolzen Vergangenheit. Wie die Reise vielleicht den Traum von Griechenland zerstörte, so hatte die gescheiterte Revolution von 1848 den deutschen Traum von einer gerechten Polis zunichte gemacht. Schon die Zeitgenossen, so ein Rezensent im »Kunstblatt« von 1849, empfanden das düstere »Marathon«-Bild des alten Rottmann als eine »politische Landschaft«.