Das Familienporträt zeigt Antoine René Charles Mathurin, Comte de La Forest – französischer Diplomat und Staatsmann – mit seiner Frau Catherine de Beaumanoir und ihrer 16-jährigen Tochter Marie Caroline Antoinette.
In einem zeitgemäß im Empire-Stil ausgestatteten Raum sitzt La Forest an seinem Schreibtisch. Er hat seine Arbeit unterbrochen und schaut in Richtung der beiden Frauen, die sich einander zuwenden. Seine Ehefrau widmet sich einem Rosenstock auf einem Blumentischchen in der Nähe des Fensters und seine Tochter scheint den Raum gerade betreten zu haben. Einige der Blüten, die sie in ihrem gerafften Überkleid hält, sind auf den Boden geglitten.
Die ausgewogene Gliederung des Bildraumes, die wohlklingende Farbigkeit, sowie die Trennung in weibliche und männliche Sphäre, tragen zum ruhigen und beherrschten Eindruck der Szene bei. Sie ist wie auf einer Bühne für den Betrachter inszeniert. Das vornehme Ambiente, die kostbaren Gewänder und die zurückhaltenden Gesten zeugen von der verfeinerten Lebensart des Adels. Sorgfältig gibt der Maler die Details wieder und schafft auf diese Weise ein kulturhistorisches Zeitdokument. Die Möbel aus rotbraunem Kirschbaumholz sind so realitätsgetreu abgebildet, dass sie der Werkstatt des Pariser Ebenisten Jacob-Desmalter zugeordnet werden können.
Das Gemälde steht in der Tradition der holländischen Genremalerei und der englischen „conversation pieces“, die informelle Porträts mit intimem Bildcharakter zeigen. Die Verbindung beider Darstellungskonventionen eröffnet eine neue Auffassung des Porträts, das sich von den historisierenden Bildnissen des Ancien Règime löste.
François-André Vincent galt mit seinen frühen Historienbildern im klassizistischen Stil als ernstlicher Rivale Jacques-Louis Davids. Später konzentrierte er sich vermehrt auf Porträts und Allegorien. Dieses großformatige Familienporträt zählt zu seinen Meisterwerken.