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Tod des Patroklos

OltosUm 515–510 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Zu den größten Trinkschalen in der Berliner Antikensammlung gehört diese rotfigurige Kylix. Aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzt, zeigt sie im einfach umrandeten Innentondo einen Krieger mit korinthischem Helm und feingefälteltem Chiton mit Brustpanzer, der durch den großen Schild fast verdeckt ist. Ein angriffsbereit geduckter Löwe bildet das mit Glanzton aufgemalte Schildzeichen. Beinschienen und Lanze vervollständigen die Bewaffnung. Das Instrument, das der Krieger in seiner Linken hält, ist eine Salpinx, die Kriegstrompete.
Die beiden Außenseiten zeigen Kampfszenen. Durch Beischriften werden die Personen als Helden benannt, die in Homers Ilias an den Kämpfen um Troja teilnahmen. Ebenso hat der Maler Oltos mit verblassten Inschriften sich und den Töpfer Euxitheos verewigt. Auf der einen Außenseite ist der Kampf um die Leiche des Patroklos dargestellt. Dieser liegt nackt, wie schlafend, auf dem Boden, die linke Hand an den Kopf gelegt. Über ihm stürmen von links und rechts jeweils zwei Hopliten gegeneinander an. Die beiden rechten Krieger aus dem Lager der Trojaner sind inschriftlich als Aineas und Hipasos ausgewiesen. Ihre Schildzeichen sind Löwe und Phallosvogel. Von links kämpfen die griechischen Helden Aias und Diomedes. Tracht und Bewaffnung der vier Kämpfer sind identisch und entsprechen der des Kriegers im Innentondo der Schale.
In der Ilias wird im 16. Gesang der Tod des Patroklos geschildert, der in Achills Rüstung in den Kampf zog und von dem trojanischen Königssohn Hektor mit Hilfe des Apollon getötet wurde. Nach dem Raub der kostbaren Rüstung wollten die Trojaner die Leiche wegbringen oder schänden. Daher entspann sich ein erbitterter Kampf um den Gefallenen, den Menelaos und Aias anführten (Ilias, 17. Gesang). Die Nennung des Diomedes auf dieser Trinkschale muss eine Verwechslung sein, denn Diomedes war dem Kampfgeschehen verwundet ferngeblieben, jedoch wird Lykomedes im Umkreis des Aias genannt. Auch der Gefährte des Aineias ist bei Homer nicht Hipasos sondern Apisaon.
Auf der anderen Seite dominiert ein stehendes Viergespann das Bild. Die fein gezeichneten Köpfe der wartenden Pferde sind ungeduldig hochgeworfen; es ist wohl der Moment vor der Ausfahrt. Hinter den Pferden steht frontal die Göttin Iris. Sie schaut nach links, scheint aber mit einer beschwichtigenden Geste den bärtigen Wagenlenker rechts noch zum Abwarten zu veranlassen. Dieser steht auf dem Wagenkasten, Zügel und Gerte fest umfassend. Neben ihm steigt gerade ein junger Krieger, Antilochos, vom Wagen ab oder auf. Auf der linken Bildseite steht ein alter Mann, in einen Mantel gehüllt und auf einen Stock gestützt, und reicht die Hand einem bärtigen Krieger, dessen Rundschild ein Oktopus ziert. Die Beischriften bezeichnen den Greis als Nestor, den Krieger als Achilleus und den Wagenlenker als Phoinix.
Auch diese Bildseite ist inhaltlich mit dem Tod des Patroklos verbunden. Zwei Deutungen des Bildes wären möglich: Achill, der noch nicht die Kunde von der Ermordung seines Freundes erhalten hatte, spricht mit dem greisen Nestor. Dieser schickt seinen Sohn Antilochos in die Schlacht (Il. 17, 378–383). Eine andere Deutung wäre das Überbringen der Nachricht vom Tode des Patroklos an Achill. Menelaos schickte Antilochos als Boten (Il. 17 685 ff.), der daraufhin vom Gespann abstieg und sich zu Fuß zu Achill begab.
Der Vasenmaler Oltos ist einer der frühen bekannten Maler, die Gefäße in rotfiguriger Technik dekorierten. Er arbeitete mit mehreren namentlich bekannten Töpfern zusammen, u. a. Kachrylion, Pamphaios, Nikosthenes und Euxitheos, der diese und eine weitere prächtige Schale aus Tarquinia gefertigt und ebenso wie Oltos signiert hat.

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  • Titel: Tod des Patroklos
  • Ersteller: Werk des töpfers Euxitheos und des Malers Oltos (Signaturen)
  • Datierung: Um 515–510 v. Chr.
  • Ort: Aus Vulci
  • Abmessungen: w48,3 x h18,4 cm cm
  • Typ: Amphora
  • Material: Ton
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1841 durch Eduard Gerhard aus der Sammlung von Lucien Bonaparte, Prince de Canino, erworben.
  • Inv.-Nr.: F 2264
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / U. Kä. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

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