Seit der hocharchaischen Zeit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. waren im reichen Angebot attischer Töpfer große Wein- und Wassergefäße beliebt, bei denen ein oder zwei Bildfelder mit tonrotem Hintergrund auf den ganz schwarzen Vasenkörpern wie Tafeln hervortraten. Den festen Sitz dieser Bilder auf dem Vasenkörper halfen dann ebenfalls rotgrundige Henkel- und Bodenstreifen noch festzulegen. Die schwarz angelegten Figuren agierten wie Schattenrisse auf der roten Bildfläche, allerdings in der eigenen archaischen Körperdarstellung mit eingeritzten Linien und aufgelegten Farben. Durch die Erfindung der rotfigurigen Vasenmalerei – wohl in der Werkstatt des Töpfers Andokides, mit dessen Namen auch die hier gezeigte Amphora (ein Weingefäß) am Fuß bezeichnet ist – wurde das Verhältnis von Bildfeld und Vase ein anderes: jetzt ist der Bildhintergrund dem dunklen Vasenkörper gleich, und die hell ausgesparten Figuren haben einen unmittelbaren Kontakt damit. Die rotgrundigen Rahmenleisten des Bildes korrespondieren mit den Henkel- und Bodenstreifen, und durchlaufende Linien um Bauch und Hals des Gefäßes ordnen den Gesamtaufbau. Dieses ganze System konnte später auch wegfallen, da die Verbindung von Figur und Bildträger die denkbar engste geworden ist: Die ausgesparten tonroten Figuren verweisen auf die Materie, aus der das Gefäß gearbeitet ist, der Hintergrund der Figuren entspricht der ausladenden Oberfläche der Vase. In Bezug auf einen Tiefenraum liegt darin kein Gewinn, aber die Figur, die in ihrer Binnenzeichnung nicht mehr geritzt, sondern mit verschiedenen Pinseln angelegt wurde, ist frei für eine neue Körpergestaltung. In der Werkstatt des Andokides ist die neue rotfigurige Malweise
öfters auf einem und demselben Gefäß der alten schwarzfigurigen gegenübergestellt worden. Hier hat die rotfigurige Technik bereits auf beiden Seiten Verwendung gefunden, auf der einen mit einer Szene aus der Ringschule.
Interessiert am Thema „Design“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.