Den Herbst 1879 verbrachte Arnold Böcklin auf Ischia. Das auf einer kleinen Insel vorgelagerte Castello Alfonso gehörte zu den wichtigen Landschaftseindrücken dieser Reise.Als ihn 1880 die junge, verwitwete Marie Berna bei einem Atelierbesuch in Florenz um ein »Bild zum Träumen« bat, wird sich diese Erinnerung mit früheren Eindrücken, etwa von Toteninseln wie San Michele in Venedig und von etruskischen Felsnekropolen, verbunden haben. Die »Toteninsel« gehört zu den populärsten Bildfindungen Böcklins. Er erreichte diese Wirkung durch das Zusammenfügen weniger Motive zu einer eindrucksvollen Stimmungsformel. Die Bildmotive Insel,Wasser, Burg oder Villa am Meer sind bereits lange zuvor in seinem Werk zu erkennen. Hier aber sind sie zu einem Weltanschauungsbild verdichtet. Der dargestellte Ort ist unheimlich, der durch die Treppe geleitete Blick dringt nicht in das dunkle Innere. Die strenge Symmetrie, die ruhigen Senkrechten und Waagerechten, das kreisrunde, von hohen Felsmauern umgebene Eiland bewirken mit der magischen Beleuchtung eine Atmosphäre des Feierlich- Erhabenen, evozieren das Gefühl von Stille und Entrückung. Die unbewegte Wasserfläche und das Boot mit der weiß umhüllten Gestalt hinter dem Sarg fügen einen melancholischen Ton hinzu. Dieses Bild der Nationalgalerie ist die dritte von fünf Fassungen. Es wurde 1883 von dem Kunsthändler Fritz Gurlitt in Auftrag gegeben. Den einprägsamen Titel gab erst Gurlitt dem Gemälde, und geschäftstüchtig beauftragte er Max Klinger mit einer Radierung nach dem Werk. Es war diese Fassung, die den außerordentlichen Ruhm des Bildes im späten 19. Jahrhundert begründete. In zahllosen Stichen und Photographien verbreitet, spiegelt die »Toteninsel « das Lebensgefühl einer ganzen Epoche und konnte so zu einem Identifikations- und Lieblingsbild des Fin de siècle werden.
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