Cornelis Claesz. Anslo war ein reicher Amsterdamer Reeder und Tuchhändler sowie ein angesehener Prediger der Mennoniten. 1641 bezog er mit seiner Familie ein neues Haus und gab aus diesem Anlass das Doppelbildnis mit seiner Frau Aeltje Schouten in Auftrag. Dass die Figuren in leichter Untersicht wiedergegeben sind, der Augenpunkt also relativ niedrig liegt, weist daraufhin, dass das Gemälde ursprünglich recht hoch hängen sollte. Die mit Pelz besetzte Kleidung des Ehepaars sowie das Taschentuch verweisen auf Wohlstand und Reichtum. Im Vordergrund stand jedoch die Darstellung Anslos in seiner Funktion als Prediger. Mit leicht geöffnetem Mund und mit der Linken auf das aufgeschlagene Buch weisend, wendet er sich seiner Frau zu, die den Kopf zum Zeichen ihrer Aufmerksamkeit leicht geneigt hält. Die wesentlichen Elemente dieser Szene, Buch, Gesichter und Hände, sind durch die Lichtführung hervorgehoben, während die übrige Darstellung in ein monochromes Helldunkel getaucht ist. Das auf diese Weise eindringlich umgesetzte Sprechen und Zuhören belegt anschaulich die reformatorische Auffassung, dass das Wort über das Bild erhaben sei. Einen deutlichen Hinweis auf die für die Mennoniten spezifische Ermahnung (basierend auf Matthäus 18,15-20) liefert die hinter der Kerze erkennbare Putzschere. Nach Picinello symbolisiert diese die »correctio fraterna «, die brüderliche Ermahnung, »die die Seele von dem festsitzenden Schleim der Verwirrungen befreit wie die Putzschere die Kerze vom tropfenden Wachs«. Der Tatsache, dass die Porträtierten in Situationen ihrer charakteristischen Tätigkeit vorgestellt werden, verdankt das Doppelbildnis seine unmittelbare, lebendige Wirkung. Diese Porträtauffassung Rembrandts reichte über die bis dahin üblichen Präsentationsformen weit hinaus.
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