Marées’ reifes Schaffen wird durch ein Freskenwerk eingeleitet, das sein einziges blieb. In der durch den darwinistisch motivierten Zoologen Anton Dohrn begründeten,unweit Neapel errichteten Station für Meereszoologie war ein Raum dem Studium und der abendlichen Geselligkeit vorbehalten. Gemeinsam mit dem jungen Bildhauer Adolf Hildebrand, der die dekorativen Einfassungen übernahm, gestaltete Marées alle vier Wände mit neun Fresken. Sie zeigten anstatt des zu erwartenden mythologischen oder allegorischen Programms Bilder von Landschaft und Alltag der Umgebung: die Ausfahrt von Fischern an der Küste vor Ischia, den Freundesund Künstlerkreis um Dohrn vor einer Osteria, Menschen in einem Orangenhain. Weite Bildräume, der Verzicht auf Erzählendes zugunsten zeitloser Ruhe, die feierliche Strenge und Vereinfachung von Haltungen und Komposition, die Suche nach Größe und Allgemeingültigkeit: all das hebt Sujets, die damals nur der Genremalerei angemessen schienen, auf die Höhe des Idealen. Die Fresken entstanden innerhalb eines einzigen Sommers.Vorbereitet wurden sie unter anderem durch große farbige Skizzen, die nach dem lebenden Modell entstanden, während der betreffende Teil des Freskos schon durch Verputzen der Wand vorbereitet wurde; auf den noch nassen Bewurf mußte dann sehr zügig gemalt werden. In dem ausgeführten Fresko ist die Gruppe der Ruderer in die Ecke einer von der Darstellung des Himmels dominierten Fläche gerückt, die sie gleichwohl, dank der Dynamik paralleler Schrägbewegungen, beherrscht. Die dreizehn großen Ölskizzen ließ Marées unbeachtet in Neapel zurück; erst nach seinem Tod nahm Adolf Hildebrand sich ihrer an, fünf schenkte er der Nationalgalerie.
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