An drei verschiedenen Studienorten weilte Wilhelm Busch »um Maler zu werden« (zit. nach: H., A. und O. Nöldeke, Wilhelm Busch, München 1909, S. 13), bevor er diesen Traum aufgab und seinen Weg als Karikaturist, Zeichner und Verfasser hintersinniger Bildgeschichten gefunden hatte. 1851 war er an der Kunstakademie in Düsseldorf, 1852 in Antwerpen, 1854 ging er das erste Mal nach München. Erst nach seinem Tod wurde allgemein bekannt, daß Wilhelm Busch dennoch sein Leben lang gemalt hatte. Er hinterließ fast tausend meist kleinformatige Bilder, entstanden in Pausen, etwa wenn er eine größere Arbeit für den Verleger beendet hatte. Für seine Malerei war Wilhelm Busch der Aufenthalt in Antwerpen zum entscheidenden Erlebnis geworden: »In Antwerpen sah ich zum erstenmal im Leben die Werke alter Meister: Rubens, Brouwer, Teniers; später Frans Hals. Ihre göttliche Leichtigkeit der Darstellung, die nicht patzt und kratzt und schabt, diese Unbefangenheit des guten Gewissens, welches nichts zu vertuschen braucht, dabei der stoffliche Reiz eines schimmernden Juwels, haben für immer meine Liebe und Bewunderung gewonnen; und gern verzeih ich’s ihnen, daß sie mich zu sehr geduckt haben, als ich’s je recht gewagt hätte, mein Brot mit Malen zu verdienen, wie manch anderer auch« (zit. nach: ebd., S. 16).
Die kleinen Ölskizzen Wilhelm Buschs blieben bis auf die späten Landschaften dem so bewunderten altniederländischen Vorbild verbunden. Die Bilder der siebziger Jahre zeichnen sich durch die Vorliebe für eine fast monochrome Tonigkeit aus, Braun- und Rottöne überwiegen. Busch malte seine Bilder mit raschen, skizzierenden Pinselstrichen, so den Bezug zu seiner Zeichenkunst wahrend. Der Farbauftrag ist oft dünn, Teile des Malgrundes bleiben unbedeckt und die Holzmaserung sichtbar. Die Malweise ist von Frans Hals beeinflußt, den er noch mehr als »Rubens und Rembrandt und Van Dyck« (ebd., S. 79) schätzte. Die Motive, kleine Szenen mit zwei oder drei Personen aus dem ländlichen Arbeitsalltag, dem Leben im Haus, mit Streit und Züchtigung der Kinder, den unvermeidlichen Wirtshausdarstellungen scheinen eher dem Werk des Adriaen Brouwer oder der Brüder Ostade entlehnt. Wilhelm Busch mochte nur gestalten, was er kannte. So fand die bäuerliche Welt in seine Bilder und Bildgeschichten entschiedener Eingang als das Leben in den Städten, und eine besondere Bedeutung besitzt die Darstellung von Kindern. | Angelika Wesenberg