Menzel fuhr am 16. Juli 1866 zu den Schauplätzen des sechswöchigen preußisch-österreichischen Krieges, der einen Monat zuvor ausgebrochen war. Er wünschte „am Kriege wenigstens zu riechen“, wenigstens schrieb er das an Heinrich Paul am 31. Juli 1866 bei seiner Rückkehr nach Berlin. Drei Tage lang sah Menzel im nordböhmischen Königinhof die Folgen der Kämpfe, Sterbende im Lazarett, Tote in einer zur Leichenhalle umfunktionierten Scheune. Drei aquarellierte Zeichnungen entstanden, in denen sich bar jeder Verklärung Erschütterung ob des wahren Kriegsgesichts spiegelt.
Im Nachhinein erfuhr Wilhelm Puhlmann von Menzel am 2. August 1866, er habe während der vierzehntägigen Reise Erlebnisse in „Graus Jammer und Stank“ gehabt. Daher nahm er beim Zeichnen von jedweder Idealisierung Abstand, erschuf aber gleichzeitig mit Farbigkeit und Komposition doch eine stille trauervolle Schönheit. Das unterscheidet diese Zeichnungen ausdrücklich von den wenige Jahre später in der Berliner Garnisongruft angefertigten Studien nach mumifizierten Leichen: Diese häßlichen Generale sind vom Tode längst entfernt, außerdem zumeist eines natürlichen Todes gestorben und werden mit wissenschaftlichem Eifer, dabei überaus monströs und gespenstisch dargestellt.
Das persönliche Erlebnis führte dazu, daß Menzel das Kriegsthema nach 1866 nie wieder als Historienbild anfassen mochte, wie er 1878 Friedrich Pecht mitteilte. Bis zu seinem Tod blieben die Blätter unveröffentlicht, ins Blickfeld des öffentlichen Interesses rückten sie erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg.
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