Das aus einem Zerstückelungsprozeß hervorgegangene Bild, das Leibls größtem und dramatischstem Gemälde entstammt, verrät das Drama des Gestaltungsprozesses. In der Absicht, von der »Holbeinschen Art« wegzukommen, griff Leibl zu einem Bildvorwurf, der ihm erlaubte,Bewegung, Leidenschaft und Erregung Gestalt zu verleihen. Die Programmatik des Bildes führt über viele Vorstudien zum erneuten Stilumbruch: Der glatte Farbaufstrich weicht breiten, energisch gesetzten Pinselstrichen, die die Gesichtszüge des jungen Mannes in ihrer Kantigkeit zum Ausdruck des Zorns werden lassen, anstelle der verbindlichen, den Fluß der Zeit vergessen machenden Detailbeobachtung schroffe Vereinfachungen, gesteigert durch den scharfen Helldunkel- Kontrast und die Distanzlosigkeit des Blicks. Corinth, der das gerade entstandene Bild noch unzerschnitten in Paris ausgestellt sah, spürte in ihm den »furor teutonicus«. Für Leibl selbst machte die mißglückte räumliche Ordnung nur die Diskrepanz zwischen seinem Anspruch und seinen Gestaltungsmöglichkeiten sichtbar.
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