Madame Grès (1899–1993), die „Bildhauerin unter den Couturiers“, war berühmt für ihre kunstvoll drapierten Kleider. Seit sie 1934 ihr erstes Unternehmen, „Alix“, gegründet hatte, präsentierte sie in jeder neuen Kollektion einige neue Varianten der drapierten Modelle. 1973 zeigte sie erstmals bauchfreie plissierte Kleider mit vom Rock getrennten Oberteilen. Das Oberteil dieses Kleides besteht aus einer 280 cm langen und 160 cm breiten Bahn feinsten Jerseys. Die Stofffülle ist an zwei Stellen zu jeweils 9 cm breiten Verschlussenden zusammengenommen, die mit Stabeinlagen verstärkt sind und seitlich mit Haken und Ösen schließen. Von dort aus wird das Band als querlaufendes Schärpenband verschlungen zum linksseitigen Achselträger geführt. Auf der linken Schulter wird es nochmals auf 9 cm zusammengefasst und mit inwendig liegenden Bändchen gehalten. Die Schärpenenden verlieren sich vorn – kaum sichtbar – in der Fülle des plissierten Rocks. Er hat ein schmales Taillenbündchen, das die Fülle der insgesamt 850 cm breiten Stoffbahnen fasst. Links schließt der Rock mit einem Haken- und Ösenverschluss und einem zusätzlichen Druckverschluss. Der feine und dicht liegende Jersey ergibt die skulpturale Qualität der fließenden Falten. Um die von ihr benötigte Gewebequalität und gewünschten Stoffbreiten zu erhalten, arbeitete Madame Grès eng mit Stoffherstellern zusammen. Jüngste Forschungen zu ihrem OEuvre haben ergeben, dass sie sehr selten reinen Seidenjersey verarbeitete, sondern eine Mischung aus Viskose oder Acetat, kombiniert mit synthetischen oder natürlichen Fasern, bevorzugte.