Karl August als Sammler Verzeichnis der Bibliothek von Herzog Karl II. August

Die Bibliothek in Schloss Karlsberg setzte sich aus vielen Sammlungen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Außer den Büchern seines Onkels Christian IV. hatte Karl August auch Werke aus dem Besitz seines Vaters und anderer Verwandter geerbt. Daneben erwarb er bedeutende Gelehrtenbibliotheken wie diejenigen des Zweibrücker Stadtarztes Johann Theophil Hoeffel (1704–1781) und des Münzspezialisten Friedrich Ludwig Exter (1714–1787). Pflichtexemplare Zweibrücker Drucker und Ankäufe ergänzten die Bibliothek. Im Schloss waren die Bücher an mehreren Standorten untergebracht: neben der eigentlichen Bibliothek gab es ein eigenes Kabinett für kunstwissenschaftliche Werke; daneben besaß die Herzogin Maria Amalie eine Büchersammlung. Auch für die herzogliche Garde und die Pagen standen Bücher zur Verfügung. Die Bibliothek bestand aus vier Sälen, die jeweils etwa 50 Meter lang waren. An den Wänden befanden sich raumhohe Regale mit vergitterten Türen und roten bzw. blauen Taftvorhän-gen. Die Rücken der in Leder gebundenen Bücher waren prachtvoll vergoldet; manche Bände waren mit Samt oder Seide überzogen. Zur Benutzung standen Treppen und Tische bereit. Allerdings hütete der Herzog seine Schätze sehr sorgfältig und reservierte sie exklusiv für seinen eigenen Gebrauch. Nur wenige Gäste durften die Bibliothek besichtigen. Wie schon in der Bibliothek von Christian IV. waren die Bücher nach Sachgebieten aufgestellt. Die Systematik gliederte sich in Theologie, Jurisprudenz, Belletristik, Philosophie und Naturwissenschaft sowie Geographie und Geschichte. In der Rubrik ‚Belles lettres‘ (Schöne Literatur) ist auch Goethes ‚Werther‘ von 1774 verzeichnet – allerdings nicht im deutschen Original, sondern in französischer Übersetzung. Das Interesse des Herzogs galt daneben der Kunst. 1783 ließ er einen Galerietrakt erbauen, in dem fast 2000 Gemälde untergebracht waren. Heute befinden sich die erhaltenen Bilder in der Alten Pinakothek in München.