Eduard Gaertner hatte seit den vierziger Jahren mehrfach die Ruine der Zisterzienser-Klosterkirche Lehnin bei Potsdam gemalt, bevorzugt die imposante Westfassade. Eine letzte »Ansicht der Klosterruine Lehnin« entstand 1863, kurz bevor der Wiederaufbau der Kirche in Angriff genommen wurde. Wie im Falle anderer Um- und Ausbauten dieser Jahre scheint der beabsichtigte Wiederaufbau des Klosters das Gefühl für das Imposante der Baureste noch gesteigert zu haben. Eduard Gaertner betont das nun verstärkt wahrgenommene, perfekte Beieinander von Natur und Architektur durch die arkadische Heiterkeit seiner Landschaftsdarstellung. Er zeigt den hellroten Backsteinbau unter einem fast wolkenlos blauen Himmel, eingebettet in eine südlich anmutende Landschaft, und er staffiert die sonntägliche Szene mit einem Hirtenknaben und Ziegen. – Gefährlich scheinen der mittelalterlichen Architektur unterdessen der Denkmalpflegeeifer und das eher nüchterne Geschichtsverständnis der Moderne geworden zu sein. | Angelika Wesenberg
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