Der „Blick auf das Kloster Santa Scolastica bei Subiaco“ ist ein herausragendes Zeugnis der Italienbegeisterung unter deutschen Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts. Das bedeutende Benediktinerkloster aus weißem Kalkstein bietet sich den Betrachtenden aus der Perspektive eines Pilgers dar. Es erhebt sich hoch über einer ockerfarbenen, kahlen Schlucht vor fast wolkenlosem Himmel. Die Nachmittagssonne hüllt den prächtigen Bau und die Vegetation des Felsplateaus in ein mildes Licht, während die Schlucht beschattet ist. Am unteren Bildrand befinden sich neben einem milchgrünen Flusslauf ein Mann und eine Frau mit Kind, die einen Lastenesel mit Reisigbündeln beladen. Die miniaturhafte Staffage belebt die Szene, führt aber vor allem die mächtigen Dimensionen des Felsens vor Augen.
Das Gemälde wirkt in Lichtregie, Stimmung und Details wie Freilichtmalerei. Tatsächlich jedoch führte Karl Blechen es erst vier Jahre nach seinem Aufenthalt in Subiaco in seinem Berliner Atelier nach Skizzen aus. Gerade erst war Blechen auf Empfehlung Karl Friedrich Schinkels zum Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie berufen worden.
Blechens Landschaften zeichnen sich durch eine stärkere Suche nach realistischen Details und Eindrücken aus, als es seinerzeit üblich war. Hier etwa beherrscht nicht die sakrale Architektur das Zentrum, sondern die steile Felswand mit ihren farbigen Nuancen im kontrastreichen Spiel mit dem strahlenden Himmelsblau. Die schroffe Wand und der distanzierte Blick vom Fuße der Schlucht aus stellten ein neuartiges Bildmotiv dar. In Blechens Blick auf das Kloster weicht die verklärende Innerlichkeit der vorausgehenden Romantik einer geschärften Wahrnehmung der Wirklichkeit.