Der junge, aus dem damals noch zu Dänemark gehörenden Städtchen Altona bei Hamburg stammende Louis Gurlitt malte diese »Dorfstraße« während seiner Studienzeit an der Kopenhagener Kunstakademie. Der offizielle Unterricht war verschult, auf Anraten des einflußreichen Akademieprofessors Christoffer Wilhelm Eckersberg unternahmen die Studenten selbständig Naturstudien im Freien. Das Motiv, sicher während einer der sommerlichen Studienreisen in den Norden gefunden, ist mit der kühlen Klarheit wiedergegeben, wie sie für die dänische Malerei des frühen 19. Jahrhunderts so charakteristisch ist: Die Wirkung des kleinen Bildes beruht auf dem starken Gegensatz des gleichmäßig hellroten Hauses zu dem vielfach schattierten blau-grünen Hintergrund. Die großen Flächen von Backsteinwand und Dach verleihen der Darstellung Kompaktheit; fast übersieht man, daß der Handwagen als einziges Motiv unvollendet blieb. Das im Sommer 1834 auf Seeland gemalte Wettbewerbsbild für den Kunstverein Kopenhagen (»Landschaft bei Esrom auf Seeland«, 1834, Hamburger Kunsthalle) zeigt eine ähnliche Grundkomposition: ein breiter Vordergrund, eine starke Linie in den Bildhintergrund, ein bläulicher Waldrand am Horizont. | Angelika Wesenberg
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