Wie schaffen wir es, den Menschen Kultur und Identität näherzubringen?
„Bist du wirklich Türkin? Du siehst gar nicht türkisch aus!“ Solche Sprüche hat Melisa schon oft gehört. Weil sie nicht Ayse heißt und nicht dem Klischee einer Türkin entspricht. Melisa, 25, ist die Herausgeberin von „renk.“, einem deutsch-türkischen Online-Magazin, das über Kunst, Kultur und kreative Köpfe berichtet.
Die Generation25 kennt nur ein vereintes Deutschland. In ihrem Denken gibt es kein Ost und West und vor allem kein „Wir“ und „Sie“. Nur die Grenzen im Kopf der Menschen, die nicht verstehen, dass Menschen wie Melisa beides sein können und dürfen: Türkisch und Deutsch. Mit dem Magazin wollen die Macher von „renk.“ stereotype Klischees aufbrechen und ihr Identitätsgefühl greifbar und verständlich machen, weil niemand einfach nur „der Ausländer“ ist.
Für junge Heranwachsende ist die Frage: „Wer bin ich?“ wahnsinnig wichtig. Es ist eine Frage, die Zweifel in sich trägt und die eine Suche unumgänglich macht. Weil die Antwort darauf, wer man ist, ja auch bedeutet, wer man sein will. Leonie, 14, schreibt: „Sei einfach du selbst, andere gibt es ja schon.“
Das klingt einfach, aber wie könnte das auch im Großen, nicht nur im Kleinen gehen? Wie schafft man es, Kultur und Identität einer Gesellschaft näherzubringen? Phoebe, 16, findet: „Kultur und Identität sollte ein größeres Thema in den deutschen Schulen sein. Besonders in der Entwicklung ist das Thema Identität wichtig.“
Das Interessante an der Diskussion, die auf das Projekt von „renk.“ folgte, ist, dass Kultur ganz unterschiedlich verstanden und assoziiert wird, einerseits nämlich sehr eng und andererseits sehr weit. Tobias, 17, hat den Fehler sofort entdeckt: „Es wird schon lange nicht mehr von DER kulturellen Identität gesprochen. Kultur bedeutet Vielfalt!“ Während andere, wie Philipp und Marcus, beide 16, die Begriffe Identität und Kultur sofort auf Deutschland beziehen und für ein „Näherbringen“ Folgendes vorschlagen: „Indem wir ihnen die Vorzüge und gesellschaftliche Verbundenheit näherbringen, die Kultur in sich birgt“ oder „Durch das Pflegen alter Traditionen ...“
Judith, 18, versteht, was auch „renk.“ versucht: „Schon an Schulen sollte mehr über Weltgeschichte und fremde Kulturen gesprochen werden.“ Und Chantal, 19: „Gesellschaftlich sollte man eher betonen, wie verschieden und interessant wir alle sind. Wir sind mehr als gleich!“
Zu lesen, wie viele dieser jungen Menschen offen nach „draußen“ schauen, macht froh. Sie haben verstanden, wie freies Leben gehen kann, und dass sie keine Schranken und Grenzen – kulturelle wie geografische – brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen:
„Es benötigt mehr Optimismus und Freude, Kultur ist kein trockener Begriff, sondern ein stetiger fantastischer Wandel.“ (Jonas, 21)
„Rucksack packen und die Welt entdecken. Fremde Kulturen zu erleben ist der beste Weg gegen Vorurteile.“ (Elisabeth, 24)
Aufgeschlossenheit ist also der erste Weg zu kultureller Annäherung, egal ob auf Reisen oder daheim, im eigenen Land.
Allein in Bayern sollen „im Jahr 2024 3,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben“ (Quelle: Süddeutsche) und das ist nur eines von 16 Bundesländern. Gerade in einer Zeit, wo kulturelle Annäherung so wichtig ist und wird, bleibt zu hoffen, dass die Generation25 mit Ideen wie „renk.“ noch viele weitere solcher Initiativen ins Leben rufen wird.
#DEUTSCHLAND25
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